Reha bei Bandscheibenvorfall und nach Bandscheiben-OP: Das ist wichtig

Reha bei Bandscheibenvorfall und nach Bandscheiben-OP: Das ist wichtig

23.05.2022

Ratgeber: Reha bei Bandscheibenvorfall und nach Bandscheiben-OP: Das ist wichtig

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Schmerzen im Rücken, Kribbeln in den Extremitäten oder gar Lähmungserscheinungen gehören zu den Anzeichen eines Bandscheibenvorfalls. Je nach Ausprägung kann dieser konservativ oder operativ behandelt werden. Stets Teil der Genesung ist jedoch eine Phase, in der gezielte Maßnahmen den Rücken und den Patienten selbst stärken sollen.

Bei einer Reha in einer Klinik geschieht dies stationär und unter Begleitung eines interdisziplinären Teams. Wissenswertes rund um die Bandscheiben-Reha – vom Antrag über Ablauf bis zu den Therapiezielen – erfahren Interessierte hier.

 

Der Bandscheibenvorfall: Ein kurzer Überblick

Bei einem Bandscheibenvorfall kommt es zu einer deutlichen Vorwölbung und einem Vorfall der weichen Bandscheiben. Diese liegen zwischen den Wirbelkörpern der Wirbelsäule dicht an wichtigen Nervensträngen. Durch die Verlagerung der Bandscheibe wird unterschiedlich starker Druck auf diese Nerven ausgeübt, was zu Symptomen wie

  • Schmerzen,
  • Missempfindungen,
  • Lähmungserscheinungen
  • Inkontinenz
  • und Harnverhalt

führen kann. In ihrer Leitlinie beschreibt die Deutsche Gesellschaft für Neurologie die verschiedenen Bereiche therapeutischer Maßnahmen, welche von klassischer Rückenschule bis hin zu operativen Verfahren reichen.

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Der Antrag: Anschlussheilbehandlung oder konservative Reha?

Um eine Reha-Maßnahme wegen eines Bandscheibenvorfalls zu beantragen, ist zunächst eine Diagnose notwendig. Hierbei werden nicht selten weitere Untersuchungen vorgenommen, um sicherzustellen, dass die Symptome von der Bandscheibe herrühren. Steht die Diagnose dann fest, wird eine Behandlung eingeleitet.

Über das genaue Prozedere entscheidet, ob der Vorfall konservativ oder operativ behandelt wurde und wird. Bei einer konservativen Behandlung kann der Antrag für eine „konservative Rehabilitationsmaßahme“ über den Hausarzt oder Orthopäden gestellt werden.

Wer operiert werden musste, beantragt eine sogenannte „Anschlussheilbehandlung“. Dies erfolgt in aller Regel über den Sozialdienst der jeweiligen Klinik, in der die Operation durchgeführt wurde. Üblicherweise können Patienten selbst wählen, in welcher der verfügbaren Einrichtungen die Reha durchgeführt werden soll.

 

Der Ablauf einer Bandscheiben-Reha

Sobald die Rehabilitationsmaßnahme von der zuständigen Kasse genehmigt wurde und der Patient zum vereinbarten Termin in der Reha-Klinik ankommt, wird ein Therapieplan ausgearbeitet. Normalerweise gliedert sich der Aufenthalt dabei in drei Phasen:

  • Ankunft und Zurechtfinden in der Klinik

Damit sich Patienten gut auf die Therapie einlassen können, planen Kliniken im Regelfall eine gewisse Zeitspanne zur Akklimatisierung ein. In dieser Phase finden erste Gespräche mit dem Behandlungs- und Therapieteam statt, Patienten lernen die Räumlichkeiten kennen und erfahren alles Wichtige rund um ihren Aufenthalt.

  • Therapie

Die Therapiephase ist die längste. Während dieser Zeit folgen Patienten und Behandler dem aufgestellten Plan, wobei regelmäßige Kontrollen und gegebenenfalls auch Anpassungen stattfinden. Zum Behandlungsteam gehören nicht nur Allgemeinmediziner und Orthopäden. Auch ausgebildete Sporttherapeuten decken wichtige Bereiche der Reha ab. So unterstützen diese vor allem bei der Mobilisierung und Kräftigung – wichtigen Zielen im Falle von Bandscheibenvorfällen.

  • Vorbereitung auf die Entlassung

Nähert sich die Reha ihrem Ende, wird vor Ort geprüft, inwiefern Patienten auch im eigenen Zuhause noch Anschlussbehandlungen wie etwa Physiotherapie benötigen. Patienten werden auf die Entlassung und den selbständigen Umgang mit eventuell verbleibenden Symptomen vorbereitet und erhalten gegebenenfalls Hinweise auf Ansprechpartner vor Ort.

Üblicherweise dauert die gesamte Reha nach Bandscheiben-OP oder Bandscheibenvorfall zwischen drei und vier Wochen. Je nach Ausgangslage, Fortschritt und Situation kurz vor der geplanten Entlassung kann eine Verlängerung notwendig sein. Diese wird dann mit Unterstützung von Experten vor Ort beantragt.

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Was das Therapieprogramm der Reha nach Bandscheibenvorfall beinhaltet 

Bandscheibenvorfälle können heute zu einem Großteil konservativ behandelt werden. Die Möglichkeiten diesbezüglich haben sich mit dem Fortschreiten des wissenschaftlichen Kenntnisstandes verbessert, sodass vielen Patienten ein operativer Eingriff erspart werden kann. 

In der Reha treffen meist dennoch Menschen mit und ohne OP aufeinander. Die Therapie vor Ort kann, muss sich jedoch nicht zwingend von Gruppe zu Gruppe unterscheiden. Sie richtet sich vielmehr nach dem individuellen Zustand eines Patienten.

Wissenschaftlich betrachtet ist die Aufnahme von Bewegungsprogrammen laut dieser Studie nach etwa vier bis sechs Wochen im Anschluss an eine Bandscheiben-Operation mit Aussichten auf eine schnellere Genesung verbunden. 

Bestandteil des Therapieprogramms in einer Klinik können sein: 

  • Schmerztherapie mit Anästhetika
  • Wärmebehandlungen
  • Physiotherapie zur Stärkung der Rückenmuskulatur
  • Gabe entzündungshemmender Medikamente
  • Elektrotherapie
  • Massagen

Dass Patienten nach einem Bandscheibenvorfall zwingend Bettruhe halten und sich stark schonen müssen, ist längst überholt. Ein entscheidender Teil der Behandlung in einer Reha-Klinik zielt daher darauf ab, Menschen möglichst effektiv zu mobilisieren. Dies ist ganz im Sinne der Philosophie des Reha-Sports zuhause. Hier können nebst Psychotherapie auch Ausdauertraining und komplementäre Verfahren aus der Alternativmedizin Anwendung finden. 

Ernährungsberatung und -therapie ist ein weiterer Pfeiler einer Rehabilitation bei Bandscheibenvorfällen. Das liegt daran, dass Übergewicht das Risiko für Bandscheibenvorfälle steigern kann. Eine kontrollierte Gewichtsreduktion im Rahmen der Reha dient dann dazu, die Rückenmuskulatur und den Bewegungsapparat zu entlasten. Bei manchen Patienten verbessern sich im Zuge dieser Maßnahme weitere körperliche Erkrankungen wie etwa Bluthochdruck, Hyperlipidämien (Störung des Fettstoffwechsels) und Diabetes Typ 2.

Dass Schmerz von Experten heute nicht mehr als rein mechanistischer Vorgang betrachtet wird, sondern vielmehr nach dem biopsychosozialen Modell, erklärt die Bandbreite der Maßnahmen bei einer Reha. Nicht immer nämlich lässt sich der mechanische Anteil des Schmerzes gänzlich beseitigen. Durch Psychotherapie, Entspannungsverfahren und Lebensstilveränderungen aber ist es unter Umständen möglich, Lebensqualität wiederherzustellen und zu erhalten.

 

Ziele der Reha: Mehr als Schmerzfreiheit  

Zu den Zielen einer Rehabilitationsmaßnahme bei Bandscheibenvorfall oder nach einer Bandscheiben-OP gehört daher nicht nur die Linderung von Schmerz. Auch die Stabilisierung des Patienten in Bezug auf dessen mentale Gesundheit ist ein bedeutendes Ziel, auf das das Reha-Team hinarbeitet. 

Konkret bedeutet dies, dass es bei einer Rehabilitationsmaßnahme sowohl körperliche als auch psychosoziale Ziele gibt. Auf körperlicher Seite stehen am Schluss des Aufenthaltes 

  • eine möglichst gute Beweglichkeit, 
  • eine gestärkte Rückenmuskulatur,
  • gelöste Verspannungen
  • und die Verbesserung eventuell vorhandener Fehlhaltungen.

Auf psychosozialer Ebene sollten Patienten zum Zeitpunkt der Entlassung und danach motiviert sein, sich gut um sich selbst zu kümmern. Hierzu gehört, die persönlichen Fähigkeiten positiv einzuschätzen und einen hoffnungsvollen Blick auf die Zukunft zu haben. Die Bereitschaft zur Pflege von Sozialkontakten, Teilnahme am Familienleben und (Wieder-)Aufnahme von Freizeitaktivitäten ist ebenfalls ein wichtiges Ziel der Reha. Je nach Alter des Patienten gehört selbstverständlich auch die Aussicht auf eine erfolgreiche Wiedereingliederung in den Beruf zu den Zielen. 

Abschließend: Nicht immer ist ein konservativ behandelter Bandscheibenvorfall nach einer Reha-Maßnahme gänzlich verschwunden oder geheilt. Hierzu sei gesagt, dass Vorwölbungen von Experten heute als nicht zwingend pathologisch betrachtet werden. Patienten mit Vorwölbungen der Bandscheiben können mit entsprechenden Maßnahmen auf körperlicher und psychosozialer Ebene dennoch ohne Operation Lebensqualität genießen.

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