Dysmorphophobie - Der eingebildete Makel

Dysmorphophobie - Der eingebildete Makel

17.09.2014

Aktuelles: Dysmorphophobie - Der eingebildete Makel

Copyright © Dr. med. Jens Kauczok

Plastische und Ästhetische Chirurgie hält schon seit Längerem Einzug in unseren Alltag und wächst zu einem durchaus gängigen Thema heran. Korrekturen bestimmter Körperbereiche gibt es längst nicht mehr nur in der Welt der Reichen und Prominenten. Egal ob Brust- oder Nasenkorrektur, Facelift oder Fettabsaugung, die bekanntesten Eingriffe der Schönheitschirurgie gehören mittlerweile bereits zum Tagesgeschäft der Ärzte. Kein Betroffener muss mehr mit seinem körperlichen Makel, der ihm mitunter bereits einen langen Leidensweg beschert hat, sein ganzes Leben verbringen, sondern führt nach einem Eingriff wieder einen unbeschwerten Alltag frei von Beklemmungen. Erlösende Korrekturen sorgen in den meisten Fällen für ein positiveres Körpergefühl und erheblich mehr Lebensqualität - aber eben nicht immer! Manchmal wird der Gang zum Schönheitschirurgen leider zu einer regelrechten Sucht und ermöglicht keine realistische Selbstwahrnehmung der äußeren Erscheinung mehr. "Zu den Symptomen dieser körperdysmorphen Störung, auch Dysmorphophobie genannt, zählen unter anderem übermäßige Beschäftigung mit dem eingebildeten Mangel oder der befürchteten Entstellung der eigenen Erscheinung", erklärt  Dr. Jens Kauczok, Facharzt für Plastische und Ästhetische Chirurgie aus Würzburg.

Selbst- und Fremdwahrnehmung stimmen nicht überein

Menschen, die unter einer dysmorphen Störung, oft auch als Schönheitshypochondrie bekannt, leiden, empfinden sich selbst als überaus unansehnlich und somit unattraktiv für andere. Wie bei vielen psychischen Erkrankungen gibt es in der Ausprägung eine große Bandbreite. Im Extremfall haben solche Menschen das Gefühl, durch Schönheitsfehler - für andere jedoch kaum oder gar nicht sichtbar - stark entstellt zu sein, und beschäftigen sich mehrere Stunden lang täglich mit ihrem Äußeren. Dabei kontrollieren manche Patienten zwanghaft ihr Aussehen, während andere jeden Blick in den Spiegel vermeiden, da sie den Anblick nicht ertragen können. Sie haben eine gesteigerte Scham in der Öffentlichkeit, fühlen sich angestarrt und aufgrund ihrer vermeintlichen Entstellung von ihren Mitmenschen verachtet und abgelehnt. Beziehungen und soziale Kontakte existieren nicht mehr. Häufig ist der Leidensdruck der Betroffenen kaum zu ertragen und endet in sozialer Isolation. Körperdysmorphe Störungen kommen bei Männern und Frauen etwa gleich häufig vor und beginnen charakteristischerweise meist in der Phase der Pubertät.

Verzerrung des eigenen Selbstbildes

Auch Dr. Kauczok traf schon oft auf dieses Krankheitsbild und sagt: "Wir haben diesbezüglich eine große Verantwortung den Patienten gegenüber, da ein operativer Eingriff in diesen Fällen die Ursache des Problems nicht beseitigt, sondern es unter Umständen sogar noch verschlimmert. Oft folgen dem ersten Eingriff dann zahllose weitere Eingriffe - ein Teufelskreis." Chirurgische Eingriffe, die vielen als sinnvoller Ausweg aus ihrem Problem erscheinen, führen hier natürlich keinesfalls zum erwünschten Erfolg. Entsprechende Patienten fühlen sich nach einem Eingriff ebenso hässlich und abgelehnt wie vorher auch.

Psychisch statt physisch helfen

"Erfahrene Plastische Chirurgen müssen erkennen, ob jemand unter Dysmorphophobie leidet, und daraufhin auch einen  Eingriff schlicht ablehnen", erklärt Dr. Kauczok. "Wir müssen natürlich sehr behutsam vorgehen und versuchen, mit dem Patienten ein Vertrauensverhältnis aufzubauen, um ihn von der Notwendigkeit einer psychotherapeutischen Behandlung überzeugen zu können." Oft finden die Patienten jedoch nach mehreren Versuchen trotzdem einen Arzt, der bereit ist, sie zu operieren. "Schwarze Schafe" der Branche nutzen solche Situationen mitunter sogar aus und bieten keine adäquate und wertneutrale Beratung mehr an, die sowohl Risiken aufzeigt als auch die Dringlichkeit des Eingriffs hinterfragt.

Da es sich bei der körperdysmorphen Störung um eine ernst zu nehmende psychische Erkrankung handelt, eignet sich auch nur eine fundierte therapeutische Unterstützung, dem Patienten wieder zu einer gesunden Körperwahrnehmung und einem positiven Selbstbild zu verhelfen. "Wir Plastischen Chirurgen haben es uns schließlich zum Ziel gemacht, dass die Patienten ihrem eigenen Ich wieder zufrieden im Spiegel begegnen können", ergänzt der Mediziner.

Weitere Informationen unter www.kauczok.de.

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