Gezielte Hilfe bei chronischen Beschwerden - Schmerz, lass nach!

Gezielte Hilfe bei chronischen Beschwerden - Schmerz, lass nach!

04.09.2015

Aktuelles: Gezielte Hilfe bei chronischen Beschwerden - Schmerz, lass nach!

Quelle: Mundipharma/PR

Schätzungsweise rund 15 Millionen Menschen leiden in Deutschland an chronischen Schmerzen. Die Beschwerden werden zum täglichen Begleiter und schränken die Patienten im Alltag stark ein. Doch eine maßgeschneiderte Therapie kann ihre Leiden lindern und die Lebensqualität steigern.

An sich ist unsere Fähigkeit, Schmerz zu empfinden, eine gute Sache: Das unangenehme Gefühl teilt uns mit, dass in unserem Körper etwas nicht stimmt – und fordert uns dazu auf, nach der Ursache zu forschen. Dem akuten Schmerz kommt somit eine lebenswichtige Warnfunktion zu. „Doch halten die Schmerzen länger an und werden nicht ausreichend therapiert, können sie sich ins sogenannte Schmerzgedächtnis einbrennen und zu einem dauerhaften Zustand werden“, sagt Safi Hazzan, Facharzt für Neurologie aus Düsseldorf.

Chronische Schmerzen gelten schließlich nicht mehr als Begleiterscheinung einer Erkrankung, sondern als eine eigenständige Krankheit. Bei einem Großteil der Patienten stecken Schmerzen des Bewegungsapparates dahinter, die zum Beispiel durch rheumatische Erkrankungen, Osteoporose oder Gelenkprobleme ausgelöst werden. „Doch auch Erkrankungen des Nervensystems sowie Tumore können chronische Schmerzen verursachen“, sagt Hazzan.

 

Maßgeschneiderte Therapie

Menschen mit chronischen Schmerzen sind in ihrem Alltag stark eingeschränkt und leiden dadurch nicht nur körperlich, sondern auch psychisch. In schwereren Fällen führen die Schmerzen dazu, dass Patienten ihren Beruf nicht mehr ausüben können und ihre Bewegungsfähigkeit so stark eingeschränkt ist, dass sie sich sozial isolieren. Rund 20 Prozent der chronischen Schmerzpatienten leiden daher an Depressionen.

Um eine derartige Einschränkung der Lebensqualität zu verhindern bzw. zu vermindern, ist eine frühzeitige und maßgeschneiderte Therapie von Schmerzen wichtig. Doch nur rund 20 Prozent der Schmerzpatienten erhalten eine angemessene Behandlung. „Häufig liegt ein Marathon an Arztbesuchen hinter ihnen, bevor ein Experte die richtige Diagnose stellt und die passende Therapie findet“, sagt Hazzan.

Für eine erfolgreiche Therapie ist ein offener Dialog zwischen Arzt und Patient äußerst wichtig. Im Gespräch wird zunächst ein individuelles Behandlungsziel festgelegt. „Absolute Schmerzfreiheit ist auch mit modernen Behandlungsmethoden nicht immer möglich“, sagt Hazzan. In schwereren Fällen geht es darum herauszufinden, welches Maß der Linderung aus medizinischer Sicht realistisch ist − und welche individuellen Ziele der Patient erreichen möchte. „Das kann der Wunsch sein, wieder in den alten Beruf einzusteigen.

Manchmal sind es aber auch kleinere Ziele, zum Beispiel mal wieder mit der Familie einen Ausflug machen zu können oder eine Nacht durchzuschlafen.“

 

Wie stark ist der Schmerz?

Vor Beginn der Behandlung gilt es herauszufinden, wie stark die Schmerzen des Patienten aktuell sind. „Sie sind eine subjektive Erfahrung und können nicht mit Hilfe von Instrumenten gemessen werden“, erklärt Hazzan. „Als Arzt muss ich mich daher auf die Aussagen meines Patienten stützen. Er muss die Art und Stärke der Schmerzen möglichst präzise benennen, damit ich eine geeignete Therapie für ihn finden kann.“

Hilfreich sind dabei Hilfsmittel wie eine Skala zur Bestimmung des Schmerz-Schweregrades oder ein Schmerztagebuch. Diese und andere praktische Materialien können Patienten bei der „Initiative Schmerz messen“ unter www.schmerzmessen.de kostenlos bestellen oder herunterladen.

 

Multimodal und ganzheitlich

Schmerzen sind eine äußerst komplexe Erkrankung. „Sie erfordern eine ganzheitlich-individuelle Betrachtungsweise, bei der der Mensch und nicht die Krankheit im Vordergrund steht“, sagt Hazzan. Bei ihrer Therapie kombinieren Experten daher verschiedene Ansätze. „Man spricht hier von einer multimodalen Schmerztherapie“, sagt Hazzan. Zu dieser gehört zum einen der Einsatz von Medikamenten.

Schmerzmittel lassen sich je nach Wirkstärke in drei Kategorien einteilen: Nicht-Opioide sowie schwache und starke Opioide. „Nicht-Opioide haben eine vergleichsweise schwache Wirkstärke und werden auch lokal, also am Ort des Schmerzes, verabreicht“, so der Experte. Sie sind zum Teil frei verkäuflich, wirken schnell und werden in der Regel bei akuten Schmerzen eingesetzt. Für eine längerfristige Anwendung allerdings sind Nicht-Opioide nicht geeignet, da sie dann Organe wie Magen und Leber schädigen können.

Bei der Langzeittherapie von Schmerzen kommen schwache Opioide zum Einsatz. Sie dürfen allerdings nur bis zu einer bestimmten Dosis eingesetzt werden, da es sonst zu Nebenwirkungen wie Übelkeit und Verstopfungen kommen kann. Starke Opioide sind bei starken und bei chronischen Schmerzen das Mittel der Wahl. Moderne Fixkombinationen eignen sich inzwischen auch für die Langzeitbehandlung.

„Sie werden häufig in retardierter Form verabreicht. Das bedeutet, dass ihre Wirkstoffe im Körper verzögert freigesetzt werden und die Wirkung somit länger anhält“, erklärt Hazzan. Somit erzielen die Präparate eine Schmerzlinderung für einen Zeitraum von 12 bis 24 Stunden.

 

Physiotherapie und psychologische Hilfe

Neben der medikamentösen Therapie können auch Bewegung und Physiotherapie helfen, die Schmerzen zu lindern. Körperliche Aktivität und gezielte Übungen kräftigen und lockern die Muskulatur, eine gute Ergänzung bieten Massagen sowie Wärme- und Kältetherapien. „Manchen Patienten helfen zudem alternative Therapien wie zum Beispiel Akupunktur“, sagt Hazzan.

Auch die psychologische Betreuung spielt bei Schmerzpatienten eine wichtige Rolle. Da Stress ihre Beschwerden verstärken kann, machen viele von ihnen mit Entspannungstechniken gute Erfahrungen. Hierzu gehören zum Beispiel autogenes Training oder progressive Muskelentspannung. „Auch ein spezielles Coaching zur Lebensbewältigung kann für Patienten Sinn machen“, sagt Hazzan.

 

Was sind Opioide – und welche Nebenwirkungen haben sie?

Bei Opioiden handelt es sich um synthetische Abkömmlinge des Morphiums. Sie wirken im zentralen Nervensystem (Gehirn und Rückenmark) und ähneln den schmerzlindernden Endorphinen, die der Körper bei Schmerzen selbst produziert. Zu den vorübergehenden Nebenwirkungen von Opioiden gehören Müdigkeit und Übelkeit in den ersten Tagen. Zu den länger anhaltenden Nebenwirkungen zählten bislang Verdauungsprobleme wie zum Beispiel Verstopfungen. Moderne Kombipräparate sind jedoch besser verträglich und schränken die normale Darmfunktion nicht ein.

Viele Patienten fürchten sich dafür, während der Opioid-Therapie eine Abhängigkeit zu entwickeln. „Doch diese Gefahr ist heutzutage gering, da sich die Medikamente gezielt dosieren lassen“, sagt Hazzan. „Wichtig ist, dass die Patienten den Anweisungen des Arztes genau folgen.“ Die Gefahr einer psychischen Abhängigkeit wird durch die verzögerte Wirkstoff-Freisetzung bei den sogenannten retardierten Opioiden zusätzlich reduziert.

Beim Absetzen der Therapie hat sich das „Ausschleichen“ bewährt, also eine langsame Reduktion der Dosis. So kann der Körper die Produktion der Endorphine, die während der Einnahme der Opioide gedrosselt wird, langsam wieder steigern. Auf diese Weise lassen sich körperliche Entzugserscheinungen weitgehend vermeiden.

 

Was macht die Initiative Schmerz messen?

Die Initiative Schmerz messen ist eine Kooperation der Deutschen Schmerzliga e.V. und der Deutschen Gesellschaft für Schmerzmedizin e.V. Sie bietet Schmerzpatienten, ihren Angehörigen und Interessierten vielfältige Informationen zum Thema Schmerztherapie. Zudem zeigt sie ihnen, wie sie durch das Messen und die Dokumentation ihrer Schmerzen einen aktiven Beitrag dazu leisten können, in Zusammenarbeit mit dem Arzt die optimale Therapie zu finden und ihre Lebensqualität zu steigern.

Service-Materialien, zum Beispiel Ratgeber zu Themen wie „Schmerzpatienten auf Reisen“ oder „Gut vorbereitet zum Arzt“ sowie eine Schmerzskala und ein Schmerztagebuch können auf der Website www.schmerzmessen.de bestellt oder direkt heruntergeladen werden.

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